Abschlußbericht
Die
Gruppe in IL Vile
Zu vierzehnt waren wir in IL Vile, einem von den G.I.A.N.s renovierten
Bauernhof, 10 Kilometer von Volterra entfernt, untergebracht. Die anderen
Holzfachleute wohnten erst in der Villa Palagione und später dann in Ponsacco.
Schon bei dem Kennenlern-Wochenende im Dezember 2004 in Stuttgart war
uns bewusst, dass das Zusammenleben in einer so großen Gruppe mit den
unterschiedlichsten Leuten und Charakteren seine Schwierigkeit birgt.
Wir haben uns damals schon viele Gedanken über die Haushaltsorganisation
und allgemeine Regelungen für das Zusammenleben gemacht. In der Realität
war dann alles viel einfacher und die Organisation des Haushalts mit kochen,
spülen, putzen usw. lief weitestgehend ohne Probleme ab. Wir haben uns
insgesamt prima miteinander verstanden und jeder war darauf bedacht, die
Harmonie im Haus zu erhalten. Alle gemeinsam haben wir unsere Freizeit
bunt und lebendig gestaltet und auch auf eigene Faust unsere Umgebung,
die Toskana und Rom erkundet. Als das Wetter in den letzten zwei Wochen
besser wurde, konnten wir uns ein klein wenig bei den G.I.A.N.s erkenntlich
zeigen, indem wir bei Reparaturen rund um das Haus und im Haus halfen.
Die Naturfreunde Herz und Seele des Projekts sind und bleiben die G.I.A.N.s.
Bereits bei der Ankunft an unserem ersten Abend haben sie uns herzlich
begrüßt und mit einem tollen toskanischen Menü willkommen geheißen. Zu
jedem erdenklichen Anlass haben sie oder speziell die Fotogruppe für uns
gekocht und tolle Feste mit uns gefeiert. Sie haben sich um uns gekümmert
und bemüht, als wären wir ihre Kinder! Mit ihnen und auch mit der Stadt
Ponsacco konnten wir die Toskana noch intensiver kennen lernen: Dia-Abend
mit der Fotogruppe, Etruskergräber in Volterra, die Uffizien in Florenz
und der Marmorabbau in Carrara.
Sprachkurs
Die meisten von uns haben sich sprachlich bereits an einigen Wochenenden
Ende 2004 bei einem Sprachkurs des Italienischen Kulturinstituts in Stuttgart
vorbereitet. Dieser Kurs war sehr lehrreich und besonders in den ersten
Tagen in Volterra, aber auch beim Sprachkurs in der Villa Palagione sehr
hilfreich. Ab dem ersten Tag nach unserer Ankunft hatten wir vier Wochen
lang täglich von 9:00 bis 13:00 Uhr einen Sprachkurs in der Villa Palagione.
Für einen Intensivsprachkurs war er sehr locker aufgebaut und unsere beiden
Lehrer Paola und Duccio brachten uns die Sprache spielerisch über Dialoge,
Spiele und Lieder näher. Während dieser Zeit lernten wir Kultur und Sprache
auch durch einige Exkursionen besser kennen: Stadtrundgang in Volterra
und Besuch einer Alabasterwerkstatt, Besichtigung der Villa und das Kennenlernen
der damit verbundenen Geschichte der Toskana; Ausflug nach Vinci (Geburtshaus
Leonardos und Museum Leonardino) und Lucca; mehrtägiges Praktikum in der
Scuola d'Arte in Volterra in den Bereichen Alabaster, Holz und Metall,
Kinobesuch, Ausflug nach Montecatini mit Besichtigung einer stillgelegten
Kupfermine, des Minenmuseums und Praktikum in einer Werkstatt und mit
Besichtigung des Bauernhofs Lischetto mit ökologischer Käserei. Am Ende
des Kurses stand eine Abschlussprüfung mit Zertifikat und wir Leonardos
organisierten ein großes Abschlussfest in der Villa Palagione mit großem
schwäbischem Menü und abwechslungsreichem Unterhaltungsprogramm.
Arbeit im Torre Toscano
Im Gegensatz zu den anderen vier Holzfachleuten blieb ich die ganzen drei
Monate in Volterra. Meine Aufgabe bestand darin, im Turm die zwei Eingangsflügeltüren,
die acht Fensterläden und eine Bühnentür aus dem Jahre 1921 zu restaurieren.
Als erstes mussten sie grob vom Dreck gereinigt und danach gründlich geschliffen
werden. Risse und Löcher befreite ich von alten Spachtelmassen und morschem
Holz und spachtelte sie neu aus. Hierzu kam ein berufserfahrener und mit
der Restauration vertrauter Volterraner Schreiner, Paolo Ciampini, der
mir zeigte, wie man antiken "stucco" herstellt. Ein Gemisch aus Leinöl,
Holzstaub und Kreide. Aufgrund der geringen Temperaturen im Turm dauerte
es leider zwei Wochen, bis ich die verspachtelten Türen überschleifen
konnte. Richtig ausgetrocknet war die Masse aber immer noch nicht. Nachdem
die Türen ihren Endschliff erhalten hatten, wurden die Metallnägel mit
Ferrox und das Holz mit heißem Leinöl eingelassen. Stellen, die durch
die Verwitterung besonders mürbe waren, behandelte ich zusätzlich mit
einer Konsolidante zur Verfestigung der Holzstruktur. Danach wurden sie
noch ein zweites Mal mit einem geringen Zusatz von reinem Bienenwachs
eingeölt und wieder montiert. Benni, der als Elektriker am Turm sieben
Wochen lang nichts zu tun hatte, hat mich bei meiner Arbeit sehr tatkräftig
unterstützt! Ohne ihn wäre ich wohl nicht rechtzeitig fertig geworden.
Wenn ich Material benötigte, ging ich mit Massimo einkaufen oder Giorgio
brachte mir die fehlenden Dinge immer sofort. Es wurde sogar extra ein
kleiner Schwingschleifer für mich angeschafft. Auch Paolo war immer gleich
zur Stelle, wenn es Fragen gab. Für mich lief die Arbeit am Turm und die
Zusammenarbeit mit den italienischen Beteiligten äußerst zufriedenstellend
ab.
Persönliche Erfahrungen
Im Rahmen des Projekts konnte ich viele tolle Eindrücke sammeln; leider
ging die Zeit viel zu schnell vorbei. Die Herzlichkeit und überwältigende
Gastfreundschaft der Italiener, speziell der G.I.A.N.s, war überwältigend.
Ich hoffe, ich kann mir etwas von der italienischen Lockerheit, Ruhe und
Lebenseinstellung bewahren. Auch finde ich es beeindruckend, wie stolz
die Toskaner auf ihre Geschichte und Kultur sind und wie sie im Bewusstsein
auf die Tradition aufwachsen und leben. Ich bin sehr froh, dass ich mit
dem größten Teil der Gruppe zusammen in IL Vile wohnen konnte. Es war
toll, Teil dieser großen Gemeinschaft zu sein und an dem Gruppenleben
teilzuhaben. Es ist überraschend und überaus positiv, wie gut ich kurz
zuvor noch fremde und unterschiedlichste Menschen miteinander verstehen
können und welche Freundschaften sich daraus entwickeln! Besonders im
Bezug auf diese Erfahrungen war der Aufenthalt in der Toskana sehr lehrreich.
Grazie a tutti!
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